F-A-M stellt sich vor

Alles begann eigentlich schon zwei Jahre zuvor, als sie ihr altes Leben- satt und Hunger auf Neues hatte. Beginnen so nicht alle guten Geschichten? Sie zog nach Berlin und landete auf der Suche nach ihrem eigenen Sinn an der Deutschen Oper. Sie brannte für diese Musik, schon immer. Die wenigsten ihrer Freunde und Bekannten konnten das nachvollziehen, denn sie betrachteten Operngänger seit jeher als speziell. Von nun an verließ sie ihre Wohnung jeden Morgen mit einem Lächeln auf den Lippen und bahnte sich ihren Weg durch den Großstadtdschungel. Sie war voller Energie, voller Erwartungen auf das Kommende und ließ sich ruhig und beseelt von den Menschenmassen durch die U-Bahnstationen der Stadt schiebKlänen. Das sonore Dröhnen der Rolltreppen, die quietschenden Bremsen der Züge, undurchdringliches Gemurmel der Fremden und das Klackern von raschen Schritten hektischer Damen und Herren: all das ergab einen Wohlklang fremder Töne, eine Zusammenkunft von unfreiwilligen Musikern, die für sie die Sinfonie der Stadt zu spielen schienen.

 

Das Gebäude in der Richard-Wagner-Straße ließ von außen nicht vermuten, dass hinter den Mauern so etwas wie Kreativität ein Zuhause gefunden hatte. Umso schöner war es einzutreten und sich in einer Welt aus extravaganten Bühnenbildern, Kostümen, Makeup und von Musik flirrender Luft zu verlieren. Sie betrat den großen Saal. Der Geruch der stets im Dunkeln verborgenen Polster stieg ihr in die Nase. Sie wanderte durch die Reihen, fühlte den Teppich unter ihren Füßen, spürte den weichen Samt an ihren Fingern, während sie eine Hand über die Stuhllehnen gleiten ließ. Über der Bühne trohnte schwer und imposant der eiserne Vorhang. Ganz leise vernahm man Geräusche aus dem Bereich, der hinter der Wand aus Stahl liegen musste. Sie setzte sich, schloss die Augen und es war ihr, als spürte sie die allumfassende Wichtigkeit des Seins in genau diesem Moment. Sie wusste, sie war angekommen. Hier gehörte sie hin. Egal was es kosten sollte, sie würde alles daran setzen, an einem solchen Ort ihre Zeit verbringen zu dürfen. Jeden Tag.

Zwei Jahre später saß die Frau an ihrem Schreibtisch unter dem Fenster. An dem Abend, als es regnete. Kurz vor ihrem Umzug - nach Frankfurt. Sie war noch immer skeptisch, was die Stadt betraf. Sie war nicht skeptisch, was den Grund des Umzuges anging. Es fiel ihr dennoch schwer, denn in der Stadt der Banken, in der die Zahlen regierten, die wiederum mehr oder weniger von Männern regiert wurden, wo sollte da ihre Seele halt finden? Wo war hier Platz für ihre Musik? Sie dachte darüber nach. Ihre bisherige Jobsuche in Mainhatten war eher mäßig erfolgreich verlaufen. Aber immerhin hatte sie Platz gefunden in der Alten Oper. Als Hostess. Ihr schien es, als sei dies wohl die vorerst einzige Möglichkeit für eine Frau wie sie, ein bisschen Geld zu verdienen, denn Hostessjobs gab es zahlreich. Sie dachte darüber nach: warum schien es, als würde die Welt noch immer von Männern regiert werden? Warum stand unter jeder Ausschreibung so etwas wie "Frauen und Behinderte herzlich willkommen". War es noch immer so ungewohnt, dass Frauen genauso fähig waren wie Männer, ihre Arbeit gut zu machen? Kaum 40 Jahre ist es her, da musste der Ehemann noch ein Formular unterschreiben, damit die Frau arbeiten gehen durfte. Und noch heute bekommt das weibliche Geschlecht deutlich weniger Gehalt, als der Schlipsträger. Und das für die gleiche Arbeit. Schlagartig fiel ihr ein: auch in der klassischen Musikwelt war das nicht anders. In ihrem Reich. Nicht nur, dass eigentlich alle großen Komponisten die Rang und Namen hatten männlichen Geschlechts waren, nein, auch die Opernhäuser beschäftigten in den höheren Positionen fast nur Männer. Eine Dramturgin verdient im Schnitt 1000€ netto weniger, als ihr männliches Pendent. Auch die großen Orchester haben immer noch einen geringen Anteil an Musikerinnen. Das konnte sie nicht hinnehmen. Und so entstand F-A-M.

 

F-A-M soll keinesfalls eine feministische Plattform sein. Das Magazin soll mit Vorurteilen aufräumen, das Leben aus neuen (auch musikalischen) Perspektiven betrachten, Männern helfen, uns besser zu verstehen und umgekehrt. Was immer ihr, liebe Leserinnen und Leser, mit F-A-M assoziieren möchtet, sei es "Frankfurt am Main" oder "Fühlt alle Musik", darum wird es gehen.

 

Ich freue mich also, euch auf dieser Reise begrüßen zu dürfen.

 

Stay tuned,

S

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